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IPv6: Datenschützer warnen vor neuem Internet-Standard


Datenschützer warnen vor neuem Internet-Standard IPv6

dpa, t-online

22.11.2011Lesedauer: 5 Min.
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Die neuen IP-Adressen könnten mit der Privatsphäre im Internet endgültig Schluss machen, fürchten Datenschützer.Vergrößern des Bildes
Quelle: imago-images-bilder

Die bisherigen Internetadressen sind aufgebraucht – ein neues System mit fast unendlich vielen Adressen ist schon beschlossen. Doch das schafft Probleme: Künftig könnte jedes mit dem Internet verbundene Gerät eindeutig identifiziert werden, Datenschützer sind besorgt. Wir erklären, was eine IP-Adresse über den Nutzer verrät.

Datenschützer warnen vor der bevorstehenden Einführung des neuen Internet-Protokolls IPv6. Diese Umstellung werde dramatische Konsequenzen für die Internet-Nutzer haben, sagte der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar am Dienstag in Berlin. Mit IPv6 und der damit verbundenen massiven Ausweitung der Zahl möglicher Internetadressen könne jedes am Internet angeschlossene Gerät auf Dauer identifiziert werden. "Die Internetadresse wird zu einer Art unverwechselbarem Identifikationsmerkmal des entsprechenden Geräts." Deshalb müsse man sich Gedanken machen, wie die Privatsphäre auch in Zeiten von IPv6 geschützt werden können.

IPv6-Rat bestätigt "dauerhafte Identifikation"

Beim Deutschen IPv6-Rat, einer Fachvereinigung mit Experten aus Industrie, Forschung und Politik, heißt es dazu, IPv6 biete sowohl Chancen als auch Risiken hinsichtlich der Datensicherheit. "Die automatische Generierung der IP-Adresse aus der Hardwareadresse eines Geräts kann durchaus zum Zweck einer dauerhaften Identifikation genutzt werden", sagte der Generalsekretär des Deutschen IPv6-Rates, Harald Sack. Über sogenannte Privacy Extensions in IPv6 könne man aber weiterhin anonym sein.

Bei dieser Vorkehrung zum Schutz der Privatsphäre wird der zweite Teil der neuen IP-Adresse gewissermaßen ausgewürfelt. Der Netzwerk-Teil der IPv6-Adresse bleibt aber erhalten, so dass das Netzwerk nach wie vor identifiziert werden kann. Die Deutsche Telekom will hingegen ihre Internet-Boxen so ausstatten, dass Kunden selbst per Knopfdruck die zugewiesene Adresse wechseln könnten, sagte Unternehmensvertreter Jan Lichtenberg.

Dennoch: Über die IP-Adresse herrschen unter Internet-Nutzern weiterhin große Unklarheiten. t-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die IP-Adresse.

Was ist eine IP-Adresse?

Das Kürzel IP steht für Internet Protocol. Das Internet Protocol ist ein weit verbreiteter Netzwerkstandard – vergleichbar mit einer internationalen Verkehrssprache für Computer. Denn wie die Satz-Grammatik in Deutsch, Englisch und Französisch schreibt auch das Internet Protocol die Form vor, in der Informationen ausgetauscht werden dürfen. Eine dieser Regeln besagt, dass jeder Computer, der über das Internet kommunizieren soll, eine IP-Adresse benötigt. Gleiches gilt für Internet-Telefone, DSL-Router und Server, die zum Beispiel Internetseiten anbieten. Nur so ist gesichert, dass der Datenstrom beim richtigen Gerät ankommt. Beim Aufruf einer Internetseite überträgt der Browser stets auch die IP-Adresse Ihres Geräts mit. Denn nur so weiß der Web-Server, wohin er das gewünschte Datenpaket senden soll.

Wie sieht eine IP-Adresse aus?

Ein bekanntes Beispiel für eine IP-Adresse ist 192.168.0.1. Diese Adresse ist nach dem bisherigen Standard IPv4 aufgebaut: vier Zahlen im Bereich von 0 bis 255, jede Zahl von der nächsten mit einem Punkt getrennt. Mit diesem System lassen sich jedoch nur eine begrenzte Zahl von Kombinationen darstellen. Daher findet man immer häufiger auch IP-Adressen, die nach dem neuen Standard in Version 6 (iPv6). aufgebaut sind. Sie sind daran zu erkennen, dass sie aus acht Zeichenblöcken bestehen, die neben Ziffern auch Buchstaben enthalten wie in diesem Beispiel: fe80:0010:0000:0000:0000:0000:0000:0001. Da dies ziemlich unübersichtlich aussieht, darf eine lange Kette aus Nullen durch einen Doppelpunkt ersetzt werden. Die IPv6-Adresse aus dem Beispiel würde in verkürzter Form dann so aussehen: fe80:0010::1.

Wie lässt sich die IP-Adresse ermitteln?

Die IP-Adresse eines Computers lässt sich über die Eingabeaufforderung von Windows und dem Befehl ipconfig ermitteln. Nutzen Sie einen Router, sehen Sie in diesem Fall aber nur ihre interne (lokale) IP-Adresse. Diese Adresse ist aber nach außen nicht sichtbar.

Wo kommt meine IP-Adresse her?

Wenn Sie Ihre Internetverbindung direkt über ein Modem aufbauen, erhalten Sie Ihre Adresse automatisch vom Internetprovider, sobald Sie eine Verbindung aufbauen. Nutzen Sie hingegen einen Router, ist dieser zwischengeschaltet. In diesem Fall dient der Router als "Gateway", das heißt: Er bezieht die externe IP-Adresse für die Verbindung ins Internet und vergibt interne IP-Adressen an die einzelnen Geräte Ihres Heimnetzwerkes.

Behalte ich immer die selbe externe IP-Adresse?

In der Regel nicht. Internetdienstleister vergeben die IP-Adressen dynamisch. Das heißt: Die Nummer ist nur für eine Internetsitzung gültig. Trennt der Computer-Nutzer die Verbindung, erhält er beim nächsten Einwählen eine neue Adresse. Internetverbindungen werden in der Regel spätestens nach 24 Stunden automatisch kurz vom Provider getrennt.

Was verrät meine IP-Adresse über mich?

Über die IP-Adresse lässt sich herausfinden, welchen Internet-Provider Sie nutzen und in welcher Region Sie sich aufhalten. Die Zahlenblöcke einer IP-Adresse – wie 80.210.x.x – sind dabei aber keinem bestimmten Land oder einer Region vorbehalten. Die IP-Adressbereiche werden aber an Internet-Provider, große Unternehmen und Behörden verteilt. So ist es zum Beispiel wahrscheinlich, dass die IP-Adressen von Kunden der Deutschen Telekom mit 81, 91 oder 212 beginnen. Und je nachdem wie weit der nächste Interneteinwahlknoten entfernt ist, funktioniert auch die Ortsbestimmung (Geolocation) mehr oder weniger präzise. In städtischen Regionen liegen die Einwahlknoten in der Regel nur wenige hundert Meter vom eigenen Wohnort entfernt. In ländlichen Gebieten sind es meist ein paar Kilometer, der Einwahlknoten ist der nächsten größeren Stadt zu finden.

Über die IP-Adresse kann der Internet-Provider zudem den Datenstrom seiner Kunden nachverfolgen. Theoretisch weiß Ihr Internetanbieter also, wonach Sie im Netz gesucht, welche Seiten Sie besucht und welche Dateien Sie heruntergeladen haben. Nach der aktuellen Gesetzgebung müssen Internet-Provider jedoch die gesamten Verlaufsdaten einer Internetsitzung löschen, sobald diese beendet ist. Auch an Kunden vergebene IP-Adressen dürfen Internet-Provider höchstens sieben Tage lang speichern.

Bietet die IP-Adresse ein Schlupfloch für Hacker?

Eine IP-Adresse allein kann Hackern kaum ein Einfallstor bieten. Zwar kann die IP-Adresse als Anlaufpunkt dienen, um einen PC nach Sicherheitslücken auszuschnüffeln. Doch stellen sich einem Hacker auf diesem Weg viele Hürden. Denn auf den meisten Computern ist eine Firewall eingeschaltet, die vor Angriffen dieser Art schützt. Zudem stellen die meisten PC über einen Router die Verbindung zu dem Internet her. Der Router verfügt wiederum über eine eigene IP-Adresse und eigene Schutzmechanismen. Um einen Angriff auf den Computer zu starten, müsste der Hacker also erst an dem Router vorbei kommen. Da sich dynamische IP-Adressen stetig ändern, müsste ein IP-Hacker all diese Hürden relativ schnell überwinden.

Wie kann ich meine IP-Adresse verstecken?

Eine IP-Adresse lässt sich nicht vollkommen verstecken. Aber es gibt unterschiedliche Programme wie Tor oder JAP, mit denen Sie Ihren Fingerabdruck im Internet verwischen können. Doch bei solchen Programmen gibt es einen Nachteil: Die Geschwindigkeit beim Surfen muss leiden. Denn die Anwendungen schalten sich wie ein Vermittler zwischen Ihren Computer und die angesteuerten Webseiten. Etwas mehr Geschwindigkeit verspricht die kostenpflichtige Software Steganos Internet Anonym. Wenn Sie mehr über anonymes Surfen im Internet erfahren möchten, lohnt sich der Softwareload-Ratgeber "Keine Chance für Datenspione"

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